Am 5.7.2022 endete mit dem Nachholspiel der verschobenen 2. Runde der MMM 2021/22 die wohl längste Mannschaftssaison der Vereinsgeschichte, die wegen diverser Corona-Verschiebungen fast ein dreiviertel Jahr lang dauerte. Zum Vergleich: Bis vor wenigen Jahren wurde die Münchner Mannschaftsmeisterschaft immer quasi als „Frühlingsturnier“ im Zweimonatszeitraum von Anfang März bis Anfang Mai ausgetragen.
So kam es nun endlich zum Duell mit den Gästen von Schachfreunde München 1, die ursprünglich für das erste Saisonheimspiel am 30.11.2021 als Gegner vorgesehen waren. Seitdem ist einige Zeit vergangen, in der sich der in den letzten Jahren neuformierte Club aus München-Gern als Staffelfavorit an der Tabellenspitze festgesetzt und sich sowohl nach Brettpunkten als nach DWZ-Durchschnitt eindeutig als das stärkste Team der B-Klasse 2 erwiesen hatte. Wegen eines kleinen Ausrutschers gegen Tarrasch München 4 brauchten die Schachfreunde aber noch einen Mannschaftssieg, um die Saison auf Platz 1 abzuschließen und sich damit den direkten Aufstieg in die A-Klasse zu sichern. Wenig überraschend reisten die Münchner daher mit einer spielstarken Mannschaft an, die vor allem auch in der Breite sehr gut besetzt war.
Das bekam als erstes Benno Menzner zu spüren, der es an Brett 7 mit einem 300 DWZ-Punkt stärkeren Gegner zu tun hatte, der zudem auch noch Kometer mit Nachnamen hieß und dementsprechend wuchtig einschlug – da war diesmal für Benno nichts zu holen. Auch Andrei Toropchins Gegner (der alle seine fünf für SF München 1 gespielten Saisonpartien gewann und somit 100% holte) erwies sich als zu stark. Franz Obpacher hingegen hatte zwar zwischenzeitlich durchaus Chancen, die er aber unterschätzte und nicht nutzen konnte, stattdessen ging auch seine Partie nach einem psychologisch bedingten Fehlgriff verloren.
Herbert Niedergesäß stand an Brett 1 im Mittelspiel mit Schwarz unter starkem Druck, konnte aber mit Glück einen gefährlichen Königsangriff abwehren und sich noch ins Remis retten. Günter Utz hatte dagegen seine Partie über die gesamte Spieldauer weitgehend im Griff, er hielt das Gleichgewicht und erkämpfte ebenfalls ein Unentschieden. Trotzdem waren angesichts des 1:4-Rückstands unsere Erfolgsaussichten auf ein Minimum gesunken. Doch wir kamen noch einmal zurück: Erst gewann Christian wieder mit einem Bauernsturm gegen die königsindische Verteidigung, im Gegensatz zur vorherigen Runde scheute er sich diesmal nicht, mit einem Springeropfer die schwarze Bauernstellung aufzusprengen. Der Durchbruch des g-Bauern mit Linienöffnung führte dann schneller als erwartet zum Matt auf h7, was beide Kontrahenten wohl erst zwei Züge vorher sahen, als es eigentlich schon unausweichlich war. Ebenfalls sehr schön herausgespielt, aber langfristiger vorbereitet war der Sieg von Horst an Brett 4. Hier zeigte unser Routinier wieder einmal seine ganze Klasse, an der sich der Gegner die Zähne ausbiss. Was immer dieser auch unternahm, Horst hatte auf alles eine passende und solide Antwort, ließ nichts anbrennen und verbesserte in geschlossener Stellung zunächst durch viele stille und effektive Züge stetig seine Position, um dann nach der unausweichlichen langsamen Öffnung der Stellung seelenruhig gegnerisches Material einzusammeln. Daran konnten auch alle letzten Verzweifelungsangriffe des Gegners nichts mehr ändern, der in hoffnungsloser Stellung schließlich aufgab, während wir beim Stande von 3:4 neue Hoffnung schöpften. Schließlich spielte ja noch Rudi König an Brett 8 für uns, der in seinem Leben schon so manche Partie gedreht hat und oft im Endspiel noch die zweite, dritte oder vierte Luft bekam. Doch leider reichte es diesmal nicht mehr zum Ausgleich, weil sich Rudi nach langem „königlichen“ Widerstand und viel „Zefix“ schließlich doch geschlagen geben musste.
Trotz der 3:5-Niederlage verteidigte Kirchseeon 1 jedoch den vierten Platz bei neun Mannschaften in der B-Klasse 2 und kann mit dem Gesamtergebnis der Saison 2021/22 nach sehr schwierigem Start (Corona, Spielermangel, etc) durchaus zufrieden sein. Mehrere gute Einzelergebnisse (Christian mit 6,5 Punkten aus 7 Partien, Horst mit 3 aus 4 und Herbert an Brett 1 mit 4,5 aus 7) unterstreichen das positive Fazit.
Am wichtigsten war jedoch, dass die Mannschaft auch qualitativ und menschlich gut funktioniert und in Krisenzeiten zusammen gehalten hat. Dieses gilt es in der kommenden Saison weiter auszubauen, und wenn wir dazu noch den einen oder anderen Mitspieler als Verstärkung bekommen, werden wir auch die nächsten Herausforderungen bestehen können.