Kirchseeon feiert höchsten Saisonsieg gegen Höhenkirchen 2

Dunkle Wolken zogen am Freitag vor Pfingsten über Kirchseeon auf, der Wetterbericht warnte vor Gewittern. Ein schlechtes Omen für unser Auswärtsspiel bei Höhenkirchen 2 ? Nein, denn genau wie zwei Tage später bei den Rolling Stones im Münchner Olympiastadion beruhigte sich der Wettergott nach einem kurzen Donnerwetter und Hagelschauer rechtzeitig zu Spielbeginn, und wir erreichten das Höhenkirchener Spiellokal trockenen Fußes über die Tiefgarage. Und auch an den Brettern ging dann für uns richtig die Sonne auf – vor allem für diejenigen von uns, die in dieser Saison noch keinen Sieg auf dem Konto hatten, was besonders erfreulich war. Den Anfang machte unser mit 91 Jahren nun ältestes Mitglied Hans Angel, der seinen jugendlichen Gegner gleich zu Beginn in eine Eröffnungsfalle im Zweispringerspiel im Nachzug gelockt hatte. Nach 11 Zügen gab der Gegner auf, so schnell hatte Hans in seinem ganzen Leben noch nie eine Turnierpartie gewonnen. Bei Günter dauerte es ein wenig länger, doch er ließ zu keiner Zeit irgendwelche Zweifel aufkommen, dass er seinen wie immer schön herausgespielten Stellungsvorteil diesmal konsequent zum Sieg führte. Da Herberts Gegner nicht erschienen war und wir deshalb an Brett 1 kampflos gewannen, gingen wir zwischenzeitlich 3:0 in Führung. Noch war der Mannschaftserfolg aber nicht gesichert, denn an den übrigen Brettern wurde intensiv gerungen.

Philipp Biedenkopf stand in geschlossener Stellung mit Schwarz zunächst besser, doch als der Gegner einen Bauerndurchbruch im Zentrum startete, versäumte es Philipp, durch sofortigen Figurenabtausch die Stellung zu vereinfachen und wurde von einem Opferangriff am Königsflügel überrascht. Zwar konnte er das Matt verhindern, aber der Vorteil war erstmal dahin. Durch ungenaues Spiel des Gegners erreichte Philipp dann aber doch noch ein Damen-Leichtfiguren-Bauernendspiel mit leichtem Plus. Doch um den Mannschaftssieg nicht unnötig zu gefährden akzeptierte er schließlich Remis, denn solange die Damen auf dem Brett sind, ist immer noch alles möglich. Wohl deshalb tauscht Horst gerne im Mittelspiel die Damen und versucht ein gewonnenes Doppel-Turmendspiel zu erreichen. Das hätte auch fast geklappt, doch auch sein Gegner (der jüngste Spieler des Teams) beherrschte diese Disziplin schon sehr gut. So endete auch dieses Spiel wiederum Unentschieden. Nun fehlte uns nur noch ein halber Punkt aus drei Spielen – und mit einem solchen Vorsprung geht natürlich manches gleich viel lockerer. Christian hatte sich mit Weiß auf die königsindische Verteidigung und einen Angriffswettlauf auf entgegen gesetzten Flügeln eingelassen, was zunächst für viel Spannung sorgte. Eine frühe Gewinnmöglichkeit am Königsflügel hatte er dabei leichtfertig ausgelassen und so den Aufmarsch des Gegners am Damenflügel ermöglicht. Nach der verspäteten kurzen Rochade konnte er dann aber die Partie doch noch zu seinen Gunsten stabilisieren und den schwarzen König sogar von beiden Flügeln angreifen und zur Aufgabe zwingen.

Das war aber auch nötig, denn bei Franz und Benno stand über mehrere Stunden kritisch und mehrmals kurz vor der Niederlage. Franz hielt in einem umkämpften Dame-Turm-Bauern-Endspiel schließlich knapp Remis, jede Fehlzug hätte hier umgehend zum Verlust geführt. Noch anstrengender war es für Benno, der sich in einer irren Stellung mit Türmen, Läufer und Springern gegen einen starken gegnerischen Freibauern und Angriffe auf den König verteidigen musste. Obwohl es Brett 8 war, wo normalerweise eigentlich die schwächsten Spieler aufgestellt sein sollten, wäre diese Partie eigentlich auch des Bretts 1 oder eines A-Klassen-Spiels würdig gewesen – obwohl man dort wahrscheinlich kaum die Nerven für so einen Krimi gehabt hätte und das Spiel schneller vereinfacht hätte. Es wurde immer komplizierter, bis der Gegner schließlich auf der Suche nach dem besten Gewinnzug die Übersicht verlor und eine Figur einstellte, so dass Benno die Partie völlig unerwartet noch drehen konnte.

Der 6,5:1,5-Sieg fiel dadurch am Schluss sicher etwas zu deutlich aus, denn es war kein Spaziergang, sondern hart erkämpft – Respekt an den Gegner, zumal dieser ja mit seiner vorwiegend aus der eigenen Jugend bestehenden zweiten Mannschaft gegen die erste von Kirchseeon spielte. Von einem „Höhenflug in Höhenkirchen“ kann daher zwar keine Rede sein, doch immerhin habe alle von uns mindestens einmal gepunktet und wir sind dadurch nun sogar bis auf Platz 4 der B2-Klasse geklettert und haben mit dem Abstieg nichts tun. Das wichtigste Saisonziel ist somit erreicht, so dass wir im abschließenden Vergleich gegen den Tabellenführer von SF München 1 am 5. Juli befreit aufspielen können.