Nach den Osterferien stand Ende April ein weiteres Auswärtsspiel unserer 1. Mannschaft bei Schwabing Nord 2 an, mit denen denen wir uns in vergangenen Jahren schon oft dramatische Duelle mit „last-minute“-Siegen bzw. Niederlagen geliefert hatten.
„Auswärtsspiel“ hieß zufälligerweise auch eine kurz zuvor im Fernsehen gelaufene Dokumentation über einen DDR-Besuch im Jahr 1982 der damals noch wenig bekannten Düsseldorfer Band „Die Toten Hosen“, die zusammen mit der Ostberliner Punk-Combo „Planlos“ die Stasi austricksten und ein illegales Konzert in einer Kirche spielten (dass die „Hosen“ bis heute erfolgreich aktiv sind und genau wie der SC Kirchseeon nun bald ihr 40jähriges Jubiläum feiern, hat damals wohl kaum jemand vorhergesehen…).
Unser jüngstes Auswärtsspiel in München war natürlich weit weniger gefährlich als das besagte Konzert in Ostberlin, so dass dieser Vergleich zugegebenermaßen ein wenig an den bunten 80er-Jahren-Haaren herbeigezogen ist. Außerdem erwies sich der vermeintliche „Angstgegner“ Schwabing Nord vor Ort als noch ersatzgeschwächter als wir: Während bei uns „nur“ Herbert kurzfristig ausfiel, musste der Gegner gleich zwei Bretter freilassen. So blieb Brett 1 beidseitig unbesetzt und Rudi gewann an Brett 8 für uns kampflos. An den verbliebenen 6 Brettern wurde jedoch intensiv gerungen.
Von wegen „Tote Hosen“ – bei Benno ging richtig der Punk ab: Der Gegner wähnte sich schon auf der Siegerstrasse (bzw. der Düsseldorfer Königsallee…), weil er Turm und Dame von Benno gleichzeitig angriff und auf Figurengewinn hoffte. Doch Benno drohte seinerseits im gleichen Zug mit Damengewinn und Schachmatt auf der Grundreihe, das war nicht nur stärker, sondern führte unmittelbar zum KO-Sieg.
An Brett 6 saßen sich zufälligerweise die einzigen Ungarisch sprechenden Spieler beider Teams gegenüber, so konnte unser Senior Hans Angel (gebürtiger Banater Schwabe aus dem Rumänisch-ungarischen Grenzgebiet) sein Gegenüber immerhin noch mit seiner Mehrsprachigkeit überraschen, nachdem der Angriffswettlauf auf entgegengesetzten Flügeln leider verloren ging.
Günter hatte wie üblich das Spiel gut unter Kontrolle und besaß nach Figurenabtäuschen wohl leichte Stellungsvorteile, doch um auf Gewinn zu spielen, reichte es nicht ganz, so endete das Spiel Remis.
Horst gelang bei seinem ersten Einsatz nach längerer krankheitsbedingter Pause ein starkes Comeback, im Mittelspiel hatte er anfangs eine brenzlige Situation zu überstehen, doch dann wurde er immer sicherer, gewann Material und ließ nichts mehr anbrennen.
Andrei spielte erneut eine hervorragende Partie – nachdem er die Angriffsversuche des Gegners am Damenflügel entschärft und seine Figuren gut positioniert hatte, ging er am Königsflügel vor und opferte mit Weiß einen Springer auf f6, um die gegnerische Bauernreihe aufzubrechen. Mit dem danach auf f6 stehenden weissen Bauern und geschlossenem Zentrum war das Brett dann praktisch in zwei Hälften geteilt und außer dem Königsturm alle schwarzen Figuren vom eigenen König abgeschnitten, so dass dieser hilflos den Attacken der weißen Dame ausgesetzt war. Damit hatten wir auf einmal bereits den Mannschaftssieg in der Tasche, so dass es auf das letzte Ergebnis im Duell der Mannschaftsleiter an Brett 2 schon gar nicht mehr ankam. Dort hatte sich Christian mit Schwarz gerade noch rechtzeitig aus seiner beengten Stonewall-Stellung befreien können (bzw. die Mauer geöffnet) und trotz knapper Bedenkzeit ein gewonnenes Endspiel erreicht, doch den sicheren Gewinnzug durch eine kurze Unachtsamkeit verpasst. So war dann ein Remis durch dreifache Stellungswiederholung angesagt, und wir konnten mit einem klaren 5:2-Sieg bei bestem Wetter pünktlich die Heimreise antreten – ein gelungener Abend, der Abstiegssorgen und Corona weitgehend verließ.