Stefans und Philipp „on tour“ – starke Auftritte bei bayrischen Einzelmeisterschaften


Der April 2022 war für Kirchseeoner Schachspieler zweifellos der erfolgreichste Monat seit mehreren Jahren. Zum „Frühlingserwachen“ der ersten Mannschaft gesellten sich nach Ostern die Einzelerfolge unserer beiden Jungstars Stefans Kasims und Philipp Biedenkopf bei hochkarätig besetzten Landes- und Bezirksmeisterschaften.
„Far from home“ trat zunächst Stefans nach den Osterfeiertagen bei den bayrischen U18-Meisterschaften in Bad Kissingen an, wo er in einem auch in der Breite sehr starken Teilnehmerfeld den fünften Platz erreichte und bis zur letzten Runde sogar Chancen auf einen Podiumsplatz hatte.
Die meisten Teilnehmer kannten sich schon von vielen früheren Turnieren und hatten sich intensiv auf ihre Gegner vorbereitet, so dass oft der Überraschungseffekt in der Eröffnung und die bessere Tagesform über das Ergebnis entschied. Strategisch und taktisch wurde teilweise auf hohem Niveau gespielt, die während der Pandemie z.T. „eingefrorenen“ aktuellen DWZ gaben die wahre Leistungsstärke und -dichte der Teilnehmenden meist nur unzureichend wieder.
Vor allem die Gewinnpartie von Stefans in Runde 5 war Schach vom Feinsten und eine Lehrstunde in Sachen Positionsverständnis, Geduld und harmonisches Zusammenspiel aller Figuren, die sich am Schluss allesamt am Angriff auf den gegnerischen König beteiligten, wie Stefans uns bei der späteren Analyse im Club eindrucksvoll demonstrierte. Mit einem Sieg in der letzten Runde wäre auch noch eine höhere Plazierung möglich gewesen, und nach eigener Einschätzung hatte Stefans auch schon eine Gewinnstellung auf dem Brett, verlor dann jedoch durch einen zum Figurenverlust führenden Fehler, was aber bei einem siebenrundigen Turnier auch bei stärkeren Meisterspielern gelegentlich vorkommt.

Dafür gelang dann seinem Kumpel Philipp Biedenkopf am anschließenden Wochenende vom 21. bis 24. April der Sprung aufs Siegertreppchen: Philipp war an seinem Studienort Passau bei den niederbayrischen Meisterschaften 2022 angetreten und holte völlig überraschend Platz 2, wobei er reihenweise Favoriten mit Elo-Zahlen über 2000 hinter sich ließ. Sicherlich trug dazu auch das Wohlfühl-Ambiente im traditionsreichen Gasthof Aschenberger „an der schönen blauen Donau“ bei – der Wettkampf fand dort statt, wo andere Urlaub machen. Und weil ganz Passau praktisch Philipps „Studentenwohnzimmer“ ist, handelte es sich für ihn auch nicht um einen Auswärtstrip, sondern ein echtes Heimspiel. Entscheidend war aber, dass Philipp sich mit fortschreitender Turnierdauer kontinuierlich steigern konnte und das Beste für den Schluss aufhob. Sein persönliches schachliches Highlight war die Partie in der 6. Runde, wo er mit Weiß einen zugebauten „Königsinder“ nach allen Regeln der Kunst und mit vielen kreativen Ideen zerlegte, die umherstolpernden Figuren des Gegners wurden mit eleganten Schritten ausgetanzt. Die Krönung im wahrsten Sinne des Wortes war dann der unerwartete Sieg mit den schwarzen Steinen gegen Richard Kaiser (!) vom SK Passau mit 2100er Elo in der 7. Runde, bei der Philipp einen wohl etwas zu optistisch vorgetragenen weißen Angriff abwehrte und dann eiskalt konterte. Ein kaiserlich-königlicher Traum an der Donau – K.u.K.-Romantik auf dem Schachbrett, die am Schluß völlig zurecht versilbert wurde.