Bobby Fischer zog mit Schwarz 17..Lg4-e6 ! und opfert damit seine Dame (Diagramm).

Für den Gegner und das Publikum muss dieser Zug wie das berühmte Motiv aus Beethovens 5. Sinfonie gewirkt haben: Tatatata! Tatata-ta! Wenn jemand eine angegriffene Dame einfach so stehen lässt, wird man natürlich mißtrauisch und prüft, was bei Annahme des Opfers droht und ob es Alternativen gibt. Donald Byrne musste jedoch feststellen, dass ihm praktisch keine andere Wahl hatte als die Dame zu schlagen.
Denn wenn Weiß statt dessen mit 18. Lc4xe6 den schwarzen Läufer auf e6 schlägt, folgt zwingend ein ersticktes Matt nach dem bekannten Abzugs-Doppelschachmechanismus, was wir hier ja anderer Stelle bereits vorgestellt haben: 18. … Db6–b5+ 19. Kf1–g1 Sc3–e2+ 20. Kg1–f1 Se2–g3+ 21. Kf1–g1 Db5–f1+ 22. Td1xf1 Sg3–e2 matt.
Und falls Weiß statt dessen mit der Dame den Springer auf c3 schlägt, kann die schwarze Dame auf c5 zurückschlagen: 18…Db6xc5, und nach 19. d4xc5 Lxc3 20. Lxe6 Txe6 hätte Schwarz ein gewonnenes Endspiel, mit mindestens einem Mehrbauern, und auch die vereinzelten a- und der c-Bauer von Weiß wären nicht lange überlebensfähig. Noch schlechter wäre 19. Sd2 Lxd4 mit weiterem Bauerngewinn, und auch nach 19. Tc1 Lxc4 20. Dxc4 Dxc4 21. Txc4 Tad8 hat Schwarz ein klar besseres Endspiel und holt sich mit den vereinten Kräften seiner drei Figuren in Kürze auch noch den Bauern d4, weil der weiße Th1 zur spät zur Verteidigung kommt, und der weiße König die e-Linie wegen des Te8 nicht betreten kann.
Bobby Fischer hatte bis zum 17. Zug wie gesagt schon viel Bedenkzeit verbraucht, für die restlichen 24 Züge bis zur Zeitkontrolle nach dem 40. Zug blieben ihm nur noch 20 Minuten. Er hatte aber tatsächlich alles richtig voraus berechnet und spielt die Partie nun konzentriert und präzise wie ein Uhrwerk zuende:
18. Lc5xb6 Le6xc4+ 19. Kf1–g1 Sc3–e2+ 20. Kg1–f1 Se2xd4+ – Hier führt das Abzugsschach mit dem Springer zwar nicht zum schnellen Matt, wie in der obigen Variante, aber weil der schwarze König nur zwischen f1 und g1 hin- und herziehen kann, holt sich Schwarz mit dieser „Springerschaukel“, d.h. durch wiederholtes Abzugsschach nacheinander Bauern und Turm von Weiß ab: 21. Kf1–g1 Sd4–e2+ 22. Kg1–f1 Se2–c3+ 23. Kf1–g1 a7xb6 24. Da3–b4 Ta8–a4 25. Db4xb6 Sc3xd1 … Die Stellung ist hier bereits für Schwarz gewonnen, weil Bobby Fischer klaren Materialvorteil hat: Die zwei Türme sind mindestens so stark wie die Dame, und das Läuferpaar ist stärker als ein einzelner Turm – vor allem wenn es sich um so einen Schnarcher wie den weißen Th1 handelt, der die Partie eigentlich komplett in seiner „Garage“ verschlafen hat… 26. h2–h3 Ta4xa2 27. Kg1–h2 Sd1xf2 28. Th1–e1 Te8xe1 (kaum ist der weiße Turm aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und hat das erste Mal gezogen, muss er auch schon vom Brett – das war wirklich nicht sein Tag!) …29. Db6–d8+ Lg7–f8 30. Sf3xe1 Lc4–d5 31. Se1–f3 Sf2–e4 32. Dd8–b8 b7–b5 33. h3–h4 h7–h5 34. Sf3–e5 Kg8–g7 …. Schwarz hat seinen König in Sicherheit gebracht, die Fesselung des Lf8 durch die weiße Dame ist nun aufgehoben, so dass die schwarzen Figuren nun zur Treibjagd auf den weißen König losziehen können. Die weiße Dame auf b8 ist abmeldet und kommt nicht mehr zum Zug. Normalerweise würden Meisterspieler hier schon aufgeben, Weiß spielt hier eigentlich nur noch fürs Publikum weiter, und um seinem 13jährigen Gegner (von dem man damals wissen konnte, dass er später Weltmeister werden würde) einen perfekten Abschluss dieser genialen Partie mit einem Matt zu ermöglichen … 35. Kh2–g1 Lf8–c5+ 36. Kg1–f1 Se4–g3+ 37. Kf1–e1 (Diagramm)

Schwarz zog hier 37. ..Lc5–b4+, was zum Matt nach weiteren 4 Zügen führt. Einen Zug schneller zum Matt geht es mit 37. … Te2+ 38. Kd1 Lb3+ 39. Kc1 La3+ 40. Kb1 Te1 matt oder auch 37. … Lb3 usw. . Da es sich aber hier um eine reale Partie handelte und kein Problemschach, ist es letztlich egal, auf welche Weise das Matt erfolgt. Zu bedenken ist ja auch die oben erwähnte Zeitnot, in solchen Situationen spielt man immer am besten das, was man schon vorausberechnet hat und sicher beherrscht, um nicht noch einen Fehler zu machen. Vielleicht wollte Bobby Fischer aber auch einfach ein besonders schönes Matt realisieren, dafür spricht auf jeden Fall die nun folgende Schlußstellung:
38. Ke1–d1 Ld5–b3+ 39. Kd1–c1 Sg3–e2+ 40. Kc1–b1 Se2–c3+ 41. Kb1–c1 Ta2–c2 matt.

Alle verbliebenen schwarzen Figuren stehen nebeneinander und sind am Matt beteiligt. So endete nach 5 Stunden Spielzeit gegen Mitternacht also die „Partie des Jahrhunderts“ (Der Name wurde später vom Schiedsrichter jenes Turnierabends, Hans Kmoch, eingeführt). Bobby Fischer wurde zwei Jahre später ,d.h. 1958 Großmeister, und schließlich 1972 Weltmeister.