Die TV-Serie „Das Damengambit“ ist weiterhin ein aktuelles Thema in verschiedensten Medien. Täglich wird über neue Einzelheiten berichtet, welche die besondere Qualität dieser bereits jetzt Kult-Status aufweisenden Filmproduktion belegen.
Anders als bei früheren Schachfilmen wurde hier wirklich sehr viel Wert darauf gelegt, dass es wie „echtes Schach“ aussieht, und zwar nicht nur auf dem Brett, sondern auch hinsichtlich der gesamten Turnierathmosphäre und der „Körpersprache“ beim Ziehen der Figuren. Die deutsche Schachmeisterin WGM Filiz Osmanodja (Elo 2256) aus Dresden doubelte dabei in mehreren wichtigen Szenen die Hände der Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy alias „Beth Harmon“.
Die beste deutsche Schachspielerin – sozusagen die deutsche „Beth“ – ist allerdings immer noch Elisabeth Pähtz, IM und WGM, mit aktueller Elo 2467, sie spielt ebenso wie Filiz Osmanodja für den USV TU Dresden und wurde natürlich ebenfalls anläßlich des Erfolgs des“Damengambits“ befragt (siehe Spiegel-Interview).
Elisabeth Pähtz war als Tochter des Großmeisters Thomas Pähtz bereits in ihrer Kindheit ein Schach-Supertalent und hatte im Jahr 1999 als Teenagerin ebenfalls einen starken Auftritt im Fernsehen, als sie den Comedian und Verkleidungskünstler Hape Kerkeling in der Sat1-Sendung „Darüber lacht die Welt“ undercover unterstützte: Kerkeling spielte als iranischer Großmeister verkleidet Simultanschach gegen die Schachabteilung des FC Bayern München, doch sämtliche (Gewinn-)Züge mit Erklärung flüsterte ihm Pähtz per Funk ins Ohr. Hier war sie also nicht die Hand, sondern das Gehirn des Hauptdarstellers. Hape Kerkeling konnte zwar nach eigenen Worten kein Schach, spielte aber 1991 in Berlin seine ganz eigene Variante des „Queens Gambit“, indem er als die niederländische Königin Beatrix verkleidet mit der Limousine zum Staatsbesuch im Schloß Bellevue beim Bundespräsidenten vorfuhr – kurz bevor die echte Königin dort eintraf.
Zurück zum aktuellen Film: Die realistische Gestaltung der Schachszenen beruht auch entscheidend auf die Beratung durch den US-Schachtrainer Bruce Pandolfini sowie Ex-Weltmeister Garri Kasparow. Letzterem wurde sogar zunächst die Rolle von Beths russischem Gegenspieler Borgov angeboten, was er aber aus Zeitgründen ablehnte (siehe das Interview in englischer Sprache). Kasparov verdanken wir jedoch u.a. die Auswahl und Aufbereitung der entscheidenden Partie zwischen Beth Harmon und Borgov, in welcher tatsächlich das Damengambit als Eröffnung gespielt wurde und eine komplizierte Stellung entstand. Es handelt sich dabei um eine Variante der Großmeisterpartie Wolff – Ivanchuk aus dem Biel Interzonal -Turnier von 1993. Und die werden wir uns demnächst auf diesem Bildschirm auch einmal genauer anschauen…