SCK Online: Not alone at home!

Angesichts der weiter bestehenden Kontalkbeschränkungen ist inzwischen klar, dass mit einer Öffnung unserer Spiellokale erst im neuen Jahr 2021 gerechnet werden kann.

Wir müssen also momentan erstmal von zuhause aus Schach spielen, aber das geht ja auch ganz gut:
„Ich spiele mit mir selber Schach und gewinne immer“ – so dichtete z.B. der großartige Musiker und Entertainer Helge Schneider in seinem anlässlich des ersten „Lockdowns“ im Frühjahr 2020 entstandenen Song „Forever at home“, als er „allein zu Haus, wie Kevin“ war.

Nun spielen die meisten von uns natürlich zuhause lieber offline gegen den eigenen Computer oder online gegen Menschen auf der ganzen Welt und verlieren dabei auch mal eine Partie, aber soviel ist sicher: wer anfängt Schach zu spielen, gewinnt auf jeden Fall immer etwas!

Auch unser Online-Training mit Thomas Beckers am 17.11. war wieder ein Gewinn für alle.
Im ersten Teil ging es um Schachaufgaben mit Matt in 2 Zügen, die auch für starke Vereinsspieler oft nicht auf dem ersten Blick gelöst werden können. Hier hilft laut Thomas oft ein „Nullzug“ weiter: Anstatt z.B. mit Weiß am Zug erstmal alle seine Möglichkeiten durchzuprobieren, schaut man, was denn die schwarze Gegenseite ziehen würde, wenn sie statt Weiß am Zug wäre.
Da bleiben dann deutlich weniger Varianten zum Durchrechnen übrig, und die Lösung für den ersten Zug ergibt sich aus dem geplanten Matt durch Überlegung, wie man hätte spielen müssen, damit es so kommt („Hätte hätte Bauernkette“).
Eine von Thomas ausgewählte Serie von Mattaufgaben erwies sich dann als vierteiliges Gesamtkunstwerk bzw. Variation des Themas „Bauernumwandlug“ in vier Sätzen:
Jedesmal fast die gleiche Stellung, nur der weiße Bauer immer auf einem anderen Feld auf der 7. Reihe (b7,c7,d7,e7) – dieser kleine aber feine Unterschied führte dazu, dass sich der Bauer dann auf der 8. Reihe jedesmal in eine andere Figur umwandeln musste: Dame, Turm, Läufer, Springer – jede kam einmal dran.
Besonders schön war es zu sehen, wie das durch die Unterverwandlung des Bauern entstehende Turmpaar oder Läuferpaar den König im Mattnetz einfing.

Im zweiten Teil des Trainings gab es dann noch mehrere Kurzpartien zu sehen, in denen jeweils die Holländische Eröffnung gespielt wurde. Holländisch (1.d4 f5) ist eine Verteidigung gegen das Damengambit (Derzeit allseits bekannt durch die gleichnamige Netflix-Serie, bestes Schach-Filmdrama ever!).

Ein beliebter Aufbau von Schwarz ist dabei das Leningrader System mit f5, Sf6 und g6, wobei dann ein typischer Plan von Schwarz darin besteht, mit Sf6-h5 und f5-f4
anzugreifen und die f-Linie zu öffnen – das ist besonders wirkungsvoll, wenn Weiß sich bereits mit h2-h3 Löcher am Königsflügel geschaffen hat und nicht schnell genug rochiert.
Schwarz muss aber im „Holländer“ auch einige Fallen umgehen, weil durch den fehlenden Bauern auf f7 die eigene Verteidigung geschwächt ist und u.a. ein frühes Schach durch die weiße Dame auf h5 droht, siehe z.B. 1. d4 f5 2. Lg5 h6 3. Lh4 g5 4. Lg3 f4? 5. e3 fxg ?? 6. Dh5 matt.
Oder auch folgende Kurzpartie: 1. d4 f5 2. c4 Sf6 3. Lg5 h6 4. Lxf6 gxf ?? 5. Dh5 matt.
Aus diesem Grund ist die Holländische Verteidigung für Anfänger/innen mit wenig Eröffnungskenntnisen weniger gut geeignet.
Außerdem muss Schwarz im „Holländer“ auch auf das Staunton-Gambit von Weiß mit 1. d4 f5 2. e4 vorbereitet sein, auch dort droht oft ein früher Mattangriff mittels Dh5 und Zerschlagung der schwarzen Rochadestellung.
Die holländische Verteidigung ist aber deshalb von weitergehender Bedeutung, weil man den f-Bauern ja nicht nur im ersten Zug, sondern auch noch später ziehen kann (wodurch der Gegner dann oft überrascht wird, weil er nicht mit einem „verzögerten Holländer“ rechnet).
Dieses gilt vor allem für den Stonewall-Aufbau (Bauernstruktur f5-e6-d5-c6), der nicht nur eine Alternative zum Leningrader System ist, sondern gegen nahezu alle Damenbauer-Eröffnungen von Weiß mit 1. d4 angewendet werden kann. Und man kann ihn sogar auch mit Weiß spielen:
Im Finale unserer Vereinsmeisterschaft (Bettinger – Langer) wurde ja sozusagen ein beidseitiger Stonewall gespielt, nachdem Weiß und Schwarz jeweils den f- und den d-Bauern zwei Felder vorgerückt hatten. Ich hätte die Partie gegen Bernhard mit Schwarz fast verloren, und werde mir beim nächsten Mal wohl etwas anderes überlegen müssen.