Das Auswärtsspiel von Kirchseeon 1 bei Schach-Union München 2 im schönen Moosacher Pelkovenschlössel am Mittwoch, den 4.3.2020 stand bereits im Zeichen des Corona-Virus – vor Spielbeginn ordnete der Schiedsrichter an, dass alle Spieler auf den sonst üblichen Handschlag verzichten und sich statt dessen z.B. zuwinken sollten.
Doch offenbar war die Hälfte unserer Mannschaft von einem ganz anderen rätselhaften Virus befallen, dessen Symptomatik im Vergeigen guter Stellungen und Auslassen von Chancen bestand!
So verloren wir 3,5:4,5, obwohl wir an allen Brettern zunächst gut ins Spiel kamen und mindestens Ausgleich hatten. Bernhard holte an Brett 7 den ersten Punkt, er spielte wieder einmal eine schöne Partie und machte mit Weiß von Anfang an Druck. Auch Günter hatte sich wie üblich gut aufgestellt und zwischenzeitlich einen Mehrbauern, jedoch konnte er den Vorteil im Endspiel nicht umsetzen und einigte sich auf Remis. Rudi war erneut als Ersatz an Brett 8 kurzfristig eingesprungen und machte seine Sache gut, wühlte sich in die gegnerische Stellung hinein und erkämpfte ebenfalls ein Unentschieden. Horst spielte seinen typischen Höntschke-Stil: Nichts anbrennen lassen, solide Eröffnung, früher Damentausch, und dann Schritt für Schritt die Vorteile der besseren Positionierung der Türme und der gesunden Bauernstruktur zur Geltung zu bringen. Präzise wie ein Uhrwerk gewann er die Partie, und wir dachten, so geht es auch an den anderen Brettern weiter. Aber dort wütete nun das besagte Chancentod-Virus: Erst machte Jürgen in klar besserer Stellung bei deutlichem Materialvorteil einen Fehler, der zum Partieverlust führte. Dann versäumte es Christian, die offenen a-Linie am Damenflügel gewinnbringend zu nutzen, „opferte“ Bauern und öffnete dem Gegner auch noch Tür und Tor im Zentrum. Zu allem Unglück erwies sich die Aufgabe dieser misslungenen Partie im Nachhinein als verfrüht – man hätte ggf. noch ums Remis kämpfen können, zumal kurze Zeit später die sicher gewonnen geglaubte Partie von Franz kippte, und statt dreizügigem Gewinn verloren ging.
Nun hatte Herbert die undankbare Aufgabe, wenigstens noch das 4:4 zu retten, dazu hätte er gewinnen müssen (den letzten beißen die Hunde). Er versuchte alles, doch sein Gegner durchschaute sämtliche Fallen und verteidigte so geschickt, so dass es für Herbert nur zum Remis reichte, obwohl er eigentlich die ganze Zeit die Initiative hatte.
Es war also im wahrsten Sinne des Wortes ein Abend zum Abwinken … Sicherlich haben wir gegen einen spielstarken Gegner verloren, doch der Spielverlauf mahnt uns, dass wir künftig eine wirkungsvolle Therapie gegen das „Wegwerfen“ von Partien brauchen. Vielleicht hilft es ja schon, sich nicht allzu sehr darauf zu verlassen, dass es der Mannschaftskollege schon richten wird, sondern jetzt und in Zukunft alle dazu beitragen müssen, die Welt zu retten. Mit diesem guten Vorsatz verabschiedet sich Kirchseeon 1 nun erstmal in die erzwungene Corona-Pause.
„Wake me up when it’s all over, when I’m wiser and I’m older …“ (Avicii feat. Aloe Blacc).