Dramatisches Finale der Senioren-MM 2019/20: Kirchseeon gewinnt gegen Garching 2, doch zur Meisterschaft fehlt ein halber Punkt

Von wegen „Keine halben Sachen“: Egal wie lange die Saison dauert und wie oft man auch gewinnt, am Schluss entscheidet bei Vierer-Mannschaften dann doch fast immer ein einziges halbes Brettpünktchen, d.h. die kleinste Einheit beim Schachwettkampf, nämlich das Remis welches man irgendwie auf kuriose Weise gewonnen oder verschenkt hat. Dieses absehbare Szenario trat am fünften und letzten Spieltag der Senioren-Mannschaftsmeisterschaft ein, wobei wir allerdings im Kampf um die Meisterschaft von Anfang an die etwas schlechteren Karten hatten: Zwar lag unser Team punktgleich mit den Erst- und Zweitplatzierten der Münchner Seniorenliga 2A auf Platz 3, doch wir hatten weniger Brettpunkte als Tarrasch 1 und Schwabing Nord 2, die zudem erst drei Tage später als wir gegeneinander spielen mussten und somit ihr jeweiliges Wunschergebnis vorab genau ausrechnen konnten. Wir hingegen konnten nur im Falle eines klaren Sieges gegen Garching 2 und eines relativ knappen Spielausgangs oder Unentschiedens bei der Konkurrenz noch auf den Titel hoffen.
Die Garchinger Reservetruppe machte aber schnell klar, dass sie keineswegs als Punktelieferant angereist war, sondern selbst auch noch etwas holen wollte. Herberts Gegner eröffnete mit einem Gambit, welches Herbert mit Schwarz aber ablehnte, woraufhin sich eine zähe Position entwickelte, bei der seltsamerweise alle weißen Figuren am Königsflügel lange Zeit in der Grundstellung blieben. Weitaus offener war die Stellung bei Horst, der sich als Schwarzer erst einmal gegen allerlei Angriffsversuche im Zentrum und am Königsflügel verteidigen musste. Auch bei Günter gab es zunächst Chancen für beide Seiten, nur Jürgen hatte sich optimal aufgebaut und nahm mit dem Vormarsch der Zentrumsbauern das Heft in die Hand. Dann eine kurze Schrecksekunde: Günters Gegner startete plötzlich eine vogelwilde Opferorgie, um die weiße Rochadestellung aufzubrechen – was aber glücklicherweise zunächst mit Qualitätsgewinn für Günter endete.
Doch bekanntlich ist nichts so schwer, wie eine gewonnene Partie zu gewinnen – und im Bemühen,den Materialvorteil in zunehmend erstarrender Stellung zu verwerten, stellte Günter die Qualität dann wieder ein, und die Partie endete Remis. Auch Herbert kam nicht mehr über ein Unentschieden hinaus, hingegen konnten Horst und Jürgen ihre Spiele gewinnen, so dass wir mit einem soliden 3:1-Erfolg die Saison abschlossen.
Weil aber Tarrasch am folgenden Freitag die Schwabinger ebenfalls mit 3:1 besiegte, belegten sie eben mit genau einem halben Vorsprung vor uns den ersten Platz in der Abschlusstabelle.

Ja, wenn wir nur 3,5:0:5 gewonnen hätten … (hätte hätte Fahradkette!) … dann hätten die anderen wahrscheinlich auch 3,5:0,5 gewonnen, oder gar 4:0, und außerdem hätten wir es dann nächstes Jahr als Aufsteiger in der 1. Seniorenliga ziemlich schwer gehabt. Egal, es war auf jeden Fall das beste Ergebnis unserer Seniorenmannschaft seit es sie gibt, und mit Horst Höntschke (4,5 Punkte aus 5 Partien) haben wir dieses Jahr auch ohne „hätte-hätte“ den erfolgreichsten Spieler der ganzen Liga in unseren Reihen, also doch einen Meister!